Pressemitteilungen

Wieder ohne Hilfe atmen: Erweitertes Angebot für Menschen mit Beatmung

Das neue Weaningzentrum am InnKlinikum Mühldorf ist eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit künstlicher Beatmung. Ziel ist es, dass diese wieder selbstständig ohne Gerät atmen können.

Wer über längere Zeit künstlich beatmet wird, muss danach meist langsam wieder vom Beatmungsgerät „entwöhnt“ werden. Für diesen mitunter langwierigen Prozess gibt es am InnKlinikum Mühldorf ein neues Zentrum, das genau darauf spezialisiert ist. Bislang mussten Betroffene weite Strecken in Kauf nehmen, um ein entsprechendes Angebot zu finden – verbunden mit teils langen Wartezeiten. 

Das sogenannte Weaning, das Entwöhnen des Patienten von einem invasiven Beatmungsgerät, gelingt oft erst nach längerer Zeit und braucht viele verschiedene Fachdisziplinen. Insbesondere Patienten mit Erkrankungen des Atemapparates können bei einer längeren Beatmung die Fähigkeit verlieren, eigenständig zu atmen, weil die Muskulatur zunehmend geschwächt wird. Diese muss dann wiederaufgebaut werden – auch Sprechen, Schlucken und Essen sind grundlegende Fähigkeiten, die mitbetroffen sind. Weaning ist daher absolute Teamarbeit. „In Mühldorf besitzen wir bereits die Strukturen und das umfassende Know-how, das es für ein solches Angebot braucht. Ich freue mich deshalb sehr, dass beatmete Menschen in unserer Region ganz gezielt von unserer hohen interdisziplinären Expertise profitieren können“, betont Dr. Arno Mohr, Chefarzt der Pneumologie, Infektiologie und Beatmungsmedizin und Leiter des Weaningzentrums am InnKlinikum Mühldorf. In Mühldorf versorgen die beiden leitenden Oberärzte Dr. Florian Geismann und Dr. Matthias Richl gemeinsam mit einem großen multiprofessionellen Team aus Kollegen der Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie, Atmungstherapeuten und Pflegefachpersonen der Intensivstation die betroffenen Patienten.  

„Beim Weaning geht es in erster Linie darum, die Hindernisse aufzuspüren, die dazu führen, dass ein Patient nicht mehr selbstständig atmen kann“, erklärt Lungenspezialist Dr. Mohr. „Sind diese gefunden, arbeiten wir im Team daran, sie zu überwinden und die Beatmung schrittweise zu reduzieren.“ Häufige Fälle seien Menschen, die nach schwerer Krankheit oder komplizierten Operationen auf der Intensivstation maschinell beatmet werden mussten und eine schnelle Entwöhnung vom Beatmungsgerät schwierig sei. „Darüber hinaus ist ein wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit die regelmäßige Betreuung und Kontrolle von Menschen mit Heimbeatmung“, ergänzt der Chefarzt. Auch hier sei eine Entwöhnung grundsätzlich zu prüfen. „Ein Leben mit maschineller Beatmung bedeutet, abhängig von einem Gerät zu sein. Wenn eine Entwöhnung vom Beatmungsgerät ganz oder teilweise gelingt, ist das ein großer Gewinn an Lebensqualität.“

Die Dauer des Weanings ist individuell sehr verschieden und reicht von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten. „Entscheidend sind die Erkrankungen des Patienten und der Grund, warum dieser beatmet werden muss.“ Die Erfolgsaussichten seien – abhängig von der Grunderkrankung – oft positiv: In etwa ein Drittel der Patienten könne vollständig vom Beatmungsgerät entwöhnt, etwa ein weiteres Drittel mit einer meist nächtlichen, nichtinvasiven Beatmung in die häusliche Versorgung entlassen werden. In der verbleibenden Gruppe seien schwer kranke Patienten enthalten, bei denen eine Entwöhnung nicht gelingt; bei manchen dieser Patienten gelinge es in einem zweiten Anlauf, so Chefarzt Dr. Arno Mohr.

Aktuell sind zwei Plätze fest für Patienten zum Weaning in die Intensivstation integriert, weitere Plätze werden dynamisch je nach Kapazitäten und den angemeldeten Patienten vergeben. Im Laufe dieses Jahres sollen die vorhandenen Strukturen deutlich ausgebaut werden.

Eine Anmeldung für das Weaning ist über die Homepage des InnKlinikums möglich.

Weaning ist Teamwork: Das multiprofessionelle Team am InnKlinikum Mühldorf versorgt Patientinnen und Patienten mit Beatmung.